Mentales Training durch Sport – Was hält unseren Geist fit?

Ein fittes, stressresistentes Gehirn ist in der modernen Leistungsgesellschaft wichtig für ein erfolgreiches Bestehen auf dem Arbeitsmarkt. Gleichzeitig benötigt die menschliche Psyche aber auch Ruhephasen und die Unterstützung des Körpers. Wie dir mentales Training dabei helfen kann, erfährst du hier.

Was ist mentale Gesundheit?

Die von der World Health Organization (WHO) veröffentlichte Definition von mentaler Gesundheit beschreibt einen geistig gesunden Menschen in einem „Zustand des Wohlbefindens, in dem der Einzelne seine Fähigkeiten ausschöpfen, die normalen Lebensbelastungen bewältigen, produktiv und fruchtbar arbeiten kann und imstande ist, etwas zu seiner Gemeinschaft beizutragen.“. Genauso wichtig wie die gesicherte Verfügbarkeit der persönlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten ist also die erfolgreiche, selbstbestimmte Einbettung im Arbeitsumfeld und der Gesellschaft. Die Verknüpfung eines erfolgreichen Arbeitslebens und dem privaten Glück gelingt besonders ausgeglichenen und gelassenen Menschen, die auch in schwierigen Phasen selbstbewusste Entscheidungen treffen.

Verschiedenste Faktoren wirken sich positiv auf die mentale Gesundheit aus. Neben Erfolg und positiver Bestätigung im Beruf, sind vor allem das private Umfeld und ein abwechslungsreicher Ausgleich in der Freizeit entscheidend. Eine klare Vorstellung für die Zukunft und ein Sicherheitsbedürfnis sind ebenso wichtig wie ausreichend Schlaf. Allgemein sollten sich berufliche und private Herausforderungen mit Regenerationsphasen abwechseln und zu etwa gleichen Teilen den Alltag bestimmen.

Stress als Kampf- oder Flucht-Reaktion

Stress bedeutete für unsere Vorfahren eine Vorbereitung des Stoffwechsels auf körperliche Aktivität. Die sogenannte Fight-or-Flight-Reaktion (Kampf- oder Flucht-Reaktion) beschreibt den Umgang mit gefährlichen Situationen. Im Körper werden verschiedene Energieressourcen bereitgestellt, um beide Aktionen zu ermöglichen. Heute erfolgen die meisten Stressreaktionen auf psychische Herausforderungen, welche keine körperliche Aktivität nach sich ziehen. Die erwähnte bereitgestellte Energie wird dementsprechend nicht genutzt und in Fettdepots gespeichert. Regelmäßiges sportliches Training verbraucht die überschüssigen Energiereserven und sichert die Balance zwischen aufgenommener und verbrauchter Energie.

Stressregeneration beim Sport

Deshalb ist bewusste Bewegung eine gute Möglichkeit, die psychische Gesundheit und die geistige Belastungsfähigkeit zu steigern. Die sogenannte „Transiente Hypofrontalitätstheorie“ besagt, dass sportliche Betätigung die Aktivität von Hirnregionen mindert, die für höhere kognitive Aufgaben und emotionale Informationsverarbeitung verantwortlich sind. Einfach gesagt schalten die Teile des Hirns ab, die das Arbeitsgedächtnis und negative Emotionen verarbeiten. Dieses aktive Verhindern stressfördernder Gedanken ermöglicht eine unmittelbare und langfristige Entspannung.

Laut aktuellen Forschungsergebnissen schütten trainierte Menschen zwar mehr Stresshormone aus, bauen diese aber auch deutlich schneller wieder ab als Untrainierte. Vor allem im Zeitraum kurz nach den Trainingseinheiten erfolgt auf den psychischen Druck eine erheblich niedrigere Reaktion des Blutdrucks. Folgern lässt sich daraus also eine schnellere Regeneration nach Stressphasen.

Welches mentale Training ist für die Gesundheit förderlich?

Die Auswahl des körperlichen Trainings, welches die mentale Gesundheit steigern oder sichern soll, ist teilweise vom Charakter des Trainierenden abhängig. Der erste Gedanke an mentales Training tendiert sicherlich zum entspannenden Yoga. Allerdings haben wettkampforientierte Personen, die in einer schnellen Mannschaftssportart ihre Erfüllung und Auslastung finden, völlig andere Anforderungen an entspannendes Training. In Bezug auf die geistige Anforderung, das Umfeld, Actiongehalt und Anspruch kann ein mentales Training also stark variieren.

Die Wissenschaft zeigt, dass ein Ausdauertraining bei einer körperlichen Auslastung von circa 70 bis 80 Prozent zu den besten Ergebnissen im Bereich der Stressminderung führt. Dieses sollte mindestens zwei Mal pro Woche für wenigstens 40 Minuten durchgeführt werden. Ein Ausdauertraining kann sowohl ein Waldlauf als auch eine Einheit auf dem Stepper oder Ergometer im Fitnessstudio sein. Auch regelmäßiges Schwimmen ist möglich. Verstärkt werden die Effekte durch „Life-Style-Programme“, also die Kombination mit Entspannungsmaßnahmen wie Sauna oder Massagen und bewusster Ernährung.

Erfolg in jedem Alter

Verschiedene Studien belegen positive psychische Effekte durch Ausdauertraining in allen Altersklassen. Beispielsweise steigerten Kinder und Jugendliche ihr Selbstwertgefühl, verbesserten nachweislich ihre Fähigkeiten zur Planung und Kontrolle zielgerichteter Handlungen und lösten in einer Studie sogar mathematische Aufgaben erfolgreicher. Gesunde Erwachsene hingegen, optimierten ihre Stressregeneration und vergrößerten die Anzahl stressfreier Phasen. Und auch ältere Menschen konnten ihr Gehirn durch regelmäßige Ausdauereinheiten fit halten.

Mentales Training durch Ausdauersport kann also für jede Generation gesundheitsförderlich sein. Regelmäßiges Bewegen hilft, Stress schneller abzubauen und somit mehr Entspannung im Alltag zu finden.

Benedikt Oppenhäuser

Benedikt Oppenhäuser

Zu Land, zu Wasser, auf dem Fahrrad oder mit dem Fußball: Benedikt ist ständig in Bewegung. Das Thema Sport ist ein wesentlicher Bestandteil seines Lebens und zieht sich sowohl durch seinen beruflichen als auch privaten Weg. Der ausgebildete Physiotherapeut arbeitete zunächst bei dem Fußballverein TuS Koblenz sowie in der Praxis für Physiotherapie Oxford & Salf in Andernach. Als Spezialist für Manualtherapie und Sportphysiotherapie wechselte er 2016 schließlich zu PhysioSport im Mediapark in Köln, die Sportvereine im Kölner Raum betreuen. Benedikt verhilft seitdem Leistungssportlern nach Operationen oder Unfällen zu einer Wiederaufnahme der sportlichen Belastung.

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